Wenn ein verzwirnter Faden nicht mehr unter Spannung steht, neigt er dazu, sich zurückzudrehen. Je elastischer die Wolle ist, umso stärker tritt dieses Phänomen in Erscheinung.
Als Kinder liebten wir es, vom Drall der vertwisteten Schaukel herumgewirbelt zu werden. Als Stricker stört uns dieses Phänomen, denn der Faden kräuselt sich beim Stricken und lässt sich schwerer verarbeiten. Auch neigen die Strickstücke zum Verziehen.
Es gibt verschiedene Verfahren, den Drall zu beseitigen. Allgemein wird die Wolle angefeuchtet und unter Spannung getrocknet.
Auch ich selbst testete mit mehr oder weniger Erfolg alle möglichen Verfahren . Sie zeigten mir, dass eine Drallberuhigung für den Hobbytwister prinzipiell machbar ist, die üblichen Verfahren jedoch zu zeit- und arbeitsaufwändig sind für jemanden, der auch noch stricken will.
Nasse Wollstränge, die mittels Gewichten gespannt aufgehängt wurden, ergaben eine gute Drallberuhigung, brauchten allerdings sehr lange zum Trocknen, insbesondere wenn sie dick waren.
Auf Konen gewickelte feuchte Wolle trocknete überhaupt nicht mehr. Selbst nach einer Woche bei 70°C im Trockenschrank war sie innen noch feucht.
Auch behandelte ich die aufgehängten und mit Gewichten beschwerten Stränge mit Dampf aus dem Dampfreiniger. Ein leistungsfähiges Dampfbügeleisen käme auch in Frage. Auch das führte zu mehr oder weniger befriedigenden Ergebnissen, doch Zeit- und Arbeitsaufwand waren aus meiner Sicht immer noch zu hoch.
Zum Glück entdeckte ich ein Verfahren, welches ganz einfach und effektiv für jeden anwendbar ist.
Meine Methode zur Drallberuhigung
Ich binde die Wolle auf der Haspel vor dem Entnehmen an 4 Stellen locker ab.
Die kompletten Stränge werden in kaltes oder heißes Wasser gelegt, evt. gleich mit Wollwaschmittel. Ich benutze meist heißes Wasser mit Wollwaschmittel, weil sich dadurch das lästige Waschen der Maschenprobe erübrigt. Je dicker die Stränge sind, umso länger sollten sie im Wasser verweilen, mindestens aber eine halbe Stunde.
Danach werden die Stränge in der Wäscheschleuder geschleudert. Sie verlassen die Schleuder fast trocken und wider allen Erwartens wohlgeordnet und glatt. Zum vollständigen Trocknen reicht es aus, sie über Nacht auf ein Handtuch zu legen.
Sie aufzuhängen und mit Gewichten zu beschweren ergibt ein kaum besseres Ergebnis.
Dieses Foto zeigt ein Pulloverteil in glatt rechts gestrickt, so wie es von der Maschine abgenommen wurde. Die Wolle wurde nach meinem Verfahren drallberuhigt. Wie man sieht, ist das Strickstück ganz gerade und nicht verzogen und außerdem bereits ganz wunderbar weich.
Seitdem ich dieses Verfahren herausgefunden habe, versuche ich nicht mehr, mich vor der Drallberuhigung zu drücken. Für viele Fälle ist es eben doch besser, wenn die Wolle stärker verzwirnt wird. Dann ist nämlich eine Drallberuhigung unerlässlich, es sei denn, man will verzogene Teile herstellen. 😉
Auch macht mir das Verstricken der selbervertwisteten Wolle jetzt richtig Freude. Die bereits gewaschene Wolle lässt sich schöner verstricken und die Strickstücke kommen bereits perfekt von der Maschine.